Erbe spenden: Testamentsspenderin Edith Häusler erzählt
Edith Häusler ist langjährige Spenderin für Licht für die Welt und hat sich dazu entschlossen, auch über ihren Tod hinaus Gutes zu tun: Sie hat entschieden, ihr Erbe zu spenden und gemeinnützige Organisationen, darunter auch Licht für die Welt, in ihrem Testament zu bedenken. Wir haben mit ihr über ihr Leben, prägende Erfahrungen und das, was sie zum Spenden motiviert, gesprochen.
„Ich fühle mich nicht so wichtig“
Die Kindheit der gebürtigen Wienerin Edith Häusler war nicht leicht. Schon früh erfuhr sie, was es heißt, eine Außenseiterin zu sein, keine Freunde zu haben. Die Familie bestehend aus Mutter, Vater und zwei Töchtern war in die Schweiz gezogen, weil der Vater dort als Auslandsrepräsentant der ÖBB arbeitete. 17 Jahre lang lebte die Familie im schweizerischen Ausland. Bis heute erinnert sich Frau Häusler daran, dass die Familie meist als „deutsch“ identifiziert wurde und aufgrund der jüngsten Vergangenheit (der 2. Weltkrieg war nicht lange her) nicht gern gesehen war. Zusätzlich litt die kleine Edith unter einem sichtbaren Geburtsfehler, aufgrund dessen sie von den anderen Kindern in der Schule ausgegrenzt wurde. Alles Erfahrungen, die Edith Häusler geprägt haben. Sie mag es gar nicht, dass immer gegen die Ausländer gehetzt wird. „Ich habe das am eigenen Leib erfahren, wie weh das tut“, sagt sie. „Man darf nicht alle in einen Topf schmeißen.“
Als der Vater aus gesundheitlichen Gründen pensioniert wurde, zog die Familie wieder nach Österreich. Nur die um neun Jahre ältere Schwester blieb in der Schweiz. Edith machte in Österreich die Matura nach, da ihr Schweizer Schulabschluss nicht anerkannt wurde. Danach studierte sie in Wien Medizin. Schon während des Studiums verdiente sie sich mit unterschiedlichen Jobs Geld dazu.
Nach ihrem Studienabschluss fand Frau Häusler neun Monate lang keinen Ausbildungsplatz. In dieser Zeit verdiente sie sich als Putzfrau Geld dazu, was die Ärztekammer aber nicht wissen durfte. „So etwas ging gegen die Ehre der Ärzteschaft.“ Ihre Turnusausbildung, die damals noch fünf Jahre dauerte, absolvierte Edith Häusler schließlich in St. Pölten. Danach arbeitete sie 17 Jahre lang als leitende Amtsärztin im 23. Bezirk in Wien. Nebenbei machte sie die Ausbildung zur Notärztin und fuhr dann am Wochenende und nachts mit der Rettung des Samariterbundes.
Das Helfen liegt ihr im Blut
Edith Häusler ist langjährige Spenderin von Licht für die Welt. Wir haben sie gefragt, was spenden für sie bedeutet. Sie meinte:
Edith Häusler, Testamentsspenderin „Schon meine Eltern haben gespendet. Und ich helfe sowieso gerne. Wenn man von etwas mehr als genug hat und einem anderen fehlt etwas davon, sind wir dazu verpflichtet, etwas abzugeben“.
Weiters erklärt Frau Häusler: „Ich kann im Leben nicht mehr, als gut leben, d.h. für mich, frei von Existenzsorgen zu leben. Und manchmal verschaffe ich mir ein paar Vergnügungen. Das sind bei mir Bücher. Und früher waren es Reisen. Das geht jetzt leider nicht mehr.“ Dazu passt auch einer ihrer Lieblingssprüche: Glück ist das Einzige, was sich im Leben verdoppelt, wenn man es teilt. Ein Zeichen ihrer großen Hilfsbereitschaft ist auch, dass Frau Häusler in früheren Jahren öfters mit Freund*innen nach Afrika reiste und dort private Hilfsaktionen, wie z.B. Reparaturarbeiten, medizinische Untersuchungen, Verteilung von gesammelten Gütern aus Österreich organisierte. Und warum spendet Edith Häusler an Licht für die Welt? „Weil das Augenlicht das wichtigste Gut ist, das wir haben. Es braucht außerdem so wenig Geld für eine Star-OP und damit ist den Menschen wirklich geholfen.“
Gefragt danach, was Edith Häusler einem jungen Menschen als Rat auf den Weg mitgeben würde, meint sie: „Man soll nicht materiellen Dingen nachjagen, denn die machen nicht zufrieden. Man soll nicht egoistisch sein, sondern auch andere im Auge haben. Und man soll andere Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden will.“
„Mein eigener Tod macht mir keine Sorgen“
Frau Häusler ist in einem Alter, in dem sie hin und wieder auch über den Tod nachdenkt. Sie macht sich über den eigenen Tod keine Sorgen. „Mich stört nur, dass ich meine Bücher nicht mitnehmen kann“. Vor dem Tod selbst hat sie keine Angst, aber zur Last möchte sie niemandem fallen. „Es sollte schnell gehen. Ich möchte kein Pflegefall werden. Der Tod, der andere Menschen betrifft, belastet mich. Mich schmerzt sehr, wenn junge Menschen sterben, die eigentlich ihr Leben noch vor sich haben. Wenn Menschen Krankheiten bekommen, für die sie nichts können. Oder wenn Kinder sterben… das ist unfair. Ich finde es auch schrecklich, dass so viele Menschen in Naturkatastrophen umkommen. Das Leid der hinterbliebenen Angehörigen belastet auch mich. Es hat mich auch als Ärztin sehr mitgenommen, wenn ich den Hinterbliebenen den Tod einer oder eines Angehörigen mitteilen musste.“
Frau Häusler hat Licht für die Welt und andere Organisationen in ihrem Testamten bedacht. Da sie keine Kinder hat und auch nicht möchte, dass ihr Nachlass an den Staat geht, hat sie sich dazu entschlossen ihr Erbe zu spenden. Sie hofft, dass es mehr Menschen gibt, die an diese Möglichkeit denken, sich zu einer Testamentsspende entschließen und dadurch gemeinnützigen Organisationen ermöglichen, ihre wichtige Arbeit fortzusetzen.
Frau Häusler behält ihre verstorbenen Eltern und ihre Schwester in lieber Erinnerung. Sie hat den Tod ihrer Angehörigen bis heute nicht verkraftet. Wie sie sagt, ist es ihr nicht wichtig, dass sie selbst in Erinnerung bleibt, wenn sie einmal gegangen sein wird (sang- und klanglos, wie sie denkt). „Ich halte mich nicht für so wichtig“, sagt sie dazu.
Dennoch wird auch ihr Name auf unserer Erinnerungstafel im Büro einen Ehrenplatz erhalten. Gemeinsam mit den Namen aller anderen Personen, die Licht für die Welt in ihrem Testament bedacht haben.
Auf dieser Seite lernen Sie noch mehr Menschen kennen, die sich dazu entschieden haben, ihr Erbe zu spenden.