- Augengesundheit
Gender Expertin von Licht für die Welt Mathilde Umuraza erklärt, warum das Thema Gleichberechtigung für sie einen so hohen Stellenwert hat und wie sich die Organisation für Frauen und Mädchen einsetzt.
Meine Geschichte zeigt, wie Frauen mit Behinderungen im Alltag mit Diskriminierung konfrontiert sind. Meine Erfahrungen sind der Grund, warum ich mich heute für Geschlechtergerechtigkeit einsetze und Expertin im Bereich Gewalt an Frauen bin.
Ich bin in Ruanda aufgewachsen und verbrachte einen Großteil meiner Kindheit in Rehabilitationszentren. Schon in jungen Jahren entwickelte ich eine Behinderung, die viele Barrieren mit sich brachte.
In der Gesellschaft werden Menschen mit Behinderungen diskriminiert und auch ich wurde nicht bei meinem Namen gerufen, sondern bei meiner Behinderung. Zudem wird eine Frau in der Gesellschaft dann als wertvoll erachtet, wenn sie traditionelle Aufgaben erfüllt und Kinder bekommt. Frauen mit Behinderungen wird unterstellt, dass sie keine Sexualität haben und all ihre Fähigkeiten werden ihnen abgesprochen. Das führt zu Ausgrenzung, die auch ich erleben musste.
Neuer Bildungsweg, neue Chancen
Voller Stolz und Neugier begann ich im Jahr 2000 mein Studium in der Sozialen Arbeit. Ich wollte das Leben von jungen Frauen mit Behinderungen zum Besseren wenden und schloss mich der Behinderten- und Frauenbewegung an.
Doch bald wurde mir klar, dass Frauen und Mädchen mit Behinderungen selbst von Gruppen, die für ihre Rechte eintreten sollten, an den Rand gedrängt wurden. Nachdem ich zwei Jahre lang vergeblich versucht habe, Aufmerksamkeit für das Thema Gleichberechtigung in Behindertenbewegungen zu schaffen, beschloss ich 2002 eine Selbsthilfegruppe für junge Frauen mit Behinderungen auf dem Campus zu gründen.
Diese Erfahrungen des Unverständnisses für Gleichberechtigungsfragen in Organisationen von Menschen mit Behinderungen setzen sich auch nach meinem Studienabschluss fort.
Deshalb gründete ich zusammen mit meinen Kolleginnen 2014 UNABU, die erste Organisation von Frauen mit Behinderungen in Ruanda. Unser Fokus liegt auf der Überschneidung bei den Themen Geschlechtergerechtigkeit und Behinderung. Genau dieses Thema, mit dem sich viele Organisationen von Menschen mit Behinderungen nicht auseinandersetzen wollen. Acht Jahre lang war ich Vorsitzende dieser Organisation.
Geschlechtergleichstellung in der Augengesundheit
Die Zahlen der Internationalen Agentur zur Vermeidung von Blindheit (IAPB) aus dem Jahr 2020 sind erschreckend. Frauen sind weltweit mit 8 % höherer Wahrscheinlichkeit blind als Männer.
Erstens, weil Frauen im Durchschnitt länger leben als Männer und daher einem höheren Risiko ausgesetzt sind, altersbedingte Augenerkrankungen zu entwickeln.
Zweitens, weil typische Tätigkeiten wie Kinderbetreuung und Haushalt, die eine Frau in ärmeren Ländern übernehmen muss, ihnen den Zugang zu Augengesundheitsdiensten, Prävention und Nachversorgung erschwert. Noch schlimmer ist die Situation von Frauen, die in ländlichen Gebieten leben.
Ein gutes Beispiel ist die Infektionskrankheit Trachom, die durch Chlamydien verursacht wird und zu einer dauerhaften Erblindung führt. Kinder sind Hauptüberträger auf Erwachsene. Da Frauen aufgrund traditioneller Geschlechterrollen die Kinderbetreuung übernehmen, sind sie durchschnittlich 1,8-mal häufiger von Trachom betroffen als Männer, in ländlichen Gebieten sogar drei- bis viermal häufiger.
Meine Identität bestimme ich
Die Bedürfnisse von Frauen müssen berücksichtigt werden, um Lösungen für viele unserer Probleme zu finden. Bei Licht für die Welt treiben wir diesen Ansatz in der Augengesundheit voran.
Als Frauen werden wir mit vielen Erwartungen konfrontiert, aber Klischees sind mir egal. Geschlecht und Behinderung definieren mich nicht.
Ich bin unabhängig.
Ich bin eine erfolgreiche Frau.