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Economic Empowerment statt Abhängigkeit: Gnonkas Geschichte

22.05.2024
Karfo Gnonka mit drei ihrer Arbeitskolleginnen in der Schneider-Werkstatt. Alle lachen in die Kamera.
  • Behindertenrechte
  • Inklusion im Beruf

Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit. Eine sinnvolle und würdige Arbeit ist nicht nur wichtig zum Geld verdienen, sondern auch für unser Wohlbefinden. Licht für die Welt unterstützt junge Frauen und Männer mit Behinderungen dabei, eine angemessene und erfüllende Arbeit zu finden. Wir bekämpfen Ungerechtigkeit sowie strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen. 

Denn Menschen mit Behinderungen haben es schwer in der Arbeitswelt. Sie sind oft Vorurteilen ausgesetzt. Oder es fehlen barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel, um zum Arbeitsplatz zu gelangen. Selbst wenn sie eine Anstellung bekommen, werden sie meist schlechter bezahlt und gehören zu den ersten, die in einer Krise entlassen werden.

All das führt dazu, dass die Beschäftigungsrate bei Menschen mit Behinderungen niedriger ist als bei Menschen ohne Behinderungen. Frauen mit Behinderungen haben es besonders schwer. Eine der Frauen, die wir, gemeinsam mit unseren Partnern, im Bereich Economic Empowerment unterstützen, ist die 17-jährige Karfo Gnonka aus Burkina Faso.

Karfo Gnonka in der Werkstatt, in der sie die Ausbildung zur Schneiderin macht. Sie trägt ein gelbes T-Shirt und hat die rechte Hand in die Hüfte gestützt.

Karfo Gnonkas Weg voller Herausforderungen

Karfo Gnonka leidet seit ihrer Kindheit an Epilepsie. Im Jahr 2015 wurde sie von einer Reha-Helferin eines von Licht für die Welt unterstützten Rehabilitationsprogramms entdeckt. Sie kam auf eine inklusive Schule, die ebenfalls von Licht für die Welt unterstützt wird, und erhielt Epilepsie-Medikamente. 

Gnonka wuchs ohne Mutter auf. 2018 starb ihre Großmutter, ein Jahr später auch ihr Vater. Ihre Brüder mussten wegziehen, um Arbeit zu finden. Gnonka, gerade erst in der 5. Klasse, vertrauten sie der Frau eines Onkels an. Doch die Lebensbedingungen dort waren schwierig. Karfo Gnonka bekam zu wenig zum Essen, war ständig müde und sehr traurig. Ihre schulischen Leistungen wurden immer schlechter, bis sie die Schule abbrach. Doch sie hatte nicht vor, untätig zu bleiben! 

Empowerment statt Abhängigkeit

Karfo Gnonka träumte davon, nähen zu lernen. Sie hatte sogar schon eine Werkstatt gefunden. Doch die Ausbildungskosten waren hoch. Die finanziellen Mittel dafür? Nicht vorhanden.  

Zum Glück ließ die junge Frau sich davon nicht abhalten. Sie sprach mit ihrem Onkel. Gemeinsam suchten sie die Werkstatt “Wendsongré”, auf. Die Leiterin erklärte sich dazu bereit, Karfo Gnonka auszubilden.

Das ist eine Chance, die ich Gnonka und den anderen Mädchen gebe, um später ein selbstständiges Leben führen zu können. Sie werden in der Lage sein, ihre Kinder zu versorgen, ohne auf die Hilfe ihrer Ehemänner warten zu müssen.

Sia Tanga, Werkstattleiterin von „Wendsongré“

Der Onkel sicherte zu, sich entsprechend seiner finanziellen Möglichkeiten an den Ausbildungskosten zu beteiligen. Den Rest übernimmt das inklusive Bildungsprojekt von Licht für die Welt, das jugendliche Schulabbrecher*innen mit Behinderungen dabei unterstützt, einen Beruf zu erlernen. Es ist außerdem geplant, Gnonka Material zur Verfügung zu stellen, sobald sie die Ausbildung abgeschlossen hat. So bald wie möglich soll sie auch eine neue Nähmaschine bekommen, denn ihre bereitet immer wieder Probleme.

Arbeit: Mehr als finanzielle Unabhängigkeit

Gnonkas Leben änderte sich dank der Ausbildung von Grund auf. Sie wurde viel fröhlicher, weil sie nun eine Aufgabe hat, die sie liebt.

Auch mit ihren Arbeitskolleginnen versteht sie sich gut.

Die Ausbildung läuft gut. Wir verstehen uns gut. Wir wissen, dass Gnonka Epilepsie hat, aber das beeinträchtigt unsere Freundschaft nicht.

Pouan Nita, eine Arbeitskollegin von Gnonka

Derzeit ist Gnonka im zweiten Jahr ihrer Ausbildung und hat Zuschnitt und Nähen von Damenbekleidung erlernt. Als nächstes wird sie das Schneidern von Herrenbekleidung und bestimmte komplexe Schnitte lernen.  

Für Gnonka ist ihre Werkstattleiterin ihr großes Vorbild und sie hofft, eines Tages ebenso selbstständig sein zu können. Sie glaubt fest daran, dass sie es zu etwas bringen und glücklich sein kann, wenn sie finanziell unabhängig ist.  

Karfo Gnonka mit ihrer Ausbildnerin in der Schneider-Werkstatt. Sie hat ihren Arm um ihre Schulter gelegt.
Karfo Gnonka mit ihrer Ausbildnerin Sia Tanga.