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Beispiele für inklusive vs. diskriminierende Sprache

20.06.2024
Alberto Campansi, ein 12-jähriger Junge mit Behinderungen, lächelt in die Kamera
  • Behindertenrechte

Wussten Sie, dass Sprache nicht inklusiv und sogar diskriminierend sein kann? Sprache verändert sich laufend und es gibt einiges, was man heute nicht mehr sagen sollte. In diesem Artikel geben wir ein paar Beispiele, wie Sie nicht mit oder über Menschen mit Behinderungen sprechen sollen – und was Sie stattdessen besser sagen.

Warum ist diskriminierungsfreie Sprache wichtig?

Jeder sechste Mensch weltweit lebt mit einer Behinderung. Umso trauriger ist es, dass Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag immer noch auf Barrieren stoßen, mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen haben. Und das beginnt bereits bei der Wortwahl! 

Sprache prägt unser Denken, unsere Wahrnehmung und unsere Gesellschaft. Sie kann dazu beitragen, dass negative Stereotypen und Diskriminierungen weiterverbreitet werden. Deshalb ist es nicht egal, welche Worte wir verwenden. 

Häufig wird zum Beispiel gesagt, dass jemand “an einer Behinderung leidet”. Das stellt die Person als “Opfer” dar, das “leidet”. Dabei stellt die Behinderung für viele kein Leid dar und sie wollen auch kein Mitleid. Die Wortwahl schürt das Vorurteil, dass Menschen mit Behinderungen “leiden”. Deshalb sollte man die Formulierung besser durch “mit einer Behinderung leben” ersetzen. 

Philoméne, eine junge Frau, in ihrem blauen Rollstuhl, den Blick zum Boden gerichtet, lächelnd
Philomène hat Sichelzellenanämie, eine Krankheit, die unter anderem ihre Mobilität einschränkt. Ihr Rollstuhl ist ein Hilfsmittel, der Freiheit ermöglicht – z.B. wieder zur Schule zu gehen.

Übrigens: Das moderne Verständnis von Behinderung ist eine Wechselwirkung: So trifft etwa eine blinde Person auf eine Barriere – eine “Behinderung”. Somit ist es eine nicht barrierefreie, nicht inklusive Welt und/oder Vorurteile, die Behinderungen entstehen lässt. 

Unabsichtlich diskriminierend?

Sie können, auch wenn Sie keine bösen Absichten haben, versehentlich diskriminierende oder nicht inklusive Sprache verwenden. Umso wichtiger ist es, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen!

Vielleicht ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass Sie Worte verwenden, die von Menschen mit Behinderungen oder anderen Minderheiten als diskriminierend empfunden werden. Sprache verändert sich laufend – manche Worte waren früher geläufig, die man heutzutage nicht mehr so sagt.

Den ersten Schritt haben Sie schon getan: Sie haben sich für das Thema inklusive, nicht diskriminierende Sprache geöffnet und lesen gerade einen Artikel dazu. Danke, dass Sie sich dafür interessieren!

Nun zu ein paar Beispielen für Begriffe, die Sie nicht mehr verwenden sollen:

Nicht sagen:Stattdessen sagen:Grund:
BehinderteMenschen mit BehinderungenMenschen mit Behinderungen wollen nicht nur auf ihre Behinderung(en) reduziert werden.
gehandicapt / invalidebehindertAlle anderen Begriffe als “behindert” werden von den meisten Menschen mit Behinderung als diskriminierend empfunden, sind veraltet und sollen nicht mehr verwendet werden.
gesunde Menschen /
normale Menschen
Menschen ohne Behinderung / nichtbehinderte MenschenMöchte man hervorheben, dass ein Mensch ohne Behinderung lebt, sollte man nicht von “gesunden” oder “normalen” Menschen sprechen. Denn Behinderung ist keine Krankheit und Normalität wird von jedem anders wahrgenommen.
geistig behindertmit Lernschwierigkeiten / (mit kognitiven Beeinträchtigungen)Viele Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen empfinden die Bezeichnung
“geistig behindert” als diskriminierend, weil ihr Geist nicht behindert ist. Sie bevorzugen die Bezeichnung “Mensch mit Lernschwierigkeiten”.
taubstummgehörlos / taub / hörbehindertMenschen, die gehörlos sind, sind nicht stumm: Sie kommunizieren in Gebärdensprache oder lautsprachlich.
trotz seiner / ihrer
Behinderung
mit seiner / ihrer BehinderungZu sagen, dass jemand etwas “trotz seiner / ihrer Behinderung” macht, impliziert, dass es der Person nicht zugetraut wurde und dass die Behinderung den Menschen von etwas abhält.
an den Rollstuhl gefesseltSitzt im Rollstuhl / fährt Rollstuhl / ist im Rollstuhl unterwegsFür Menschen, die im Rollstuhl sitzen, ist der Rollstuhl ein Hilfsmittel, das ihnen Mobilität und Freiheit ermöglicht – keine “Fessel”.

Nun kennen Sie einige Begriffe, die nicht (mehr) verwendet werden sollten und wissen, was Sie stattdessen sagen können. Lassen Sie uns gemeinsam die Welt ein Stück weit inklusiver machen und in Zukunft noch besser darauf achten, wie wir im Alltag sprechen!