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Grauer Star nach physischer Gewalt: Koye Eneyas Geschichte

06.03.2025
Koye Eneya lächelt in die Kamera
  • Augengesundheit

Am 08. März ist Weltfrauentag: Ein Tag, der symbolisch für die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung steht und daran erinnert, dass noch immer viele Frauen und Mädchen weltweit an Diskriminierung leiden. Auch zu Augengesundheit haben Frauen in vielen Ländern keinen gleichwertigen Zugang wie Männer. Und das, obwohl mehr als die Hälfte aller blinden oder sehbehinderten Menschen Frauen sind! Erfahren Sie die Gründe für diese Ungerechtigkeit und lernen Sie Koye Eneya kennen – eine Äthiopierin, die nach physischer Gewalt durch ihren Mann Grauen Star entwickelt hat. 

Gewalt nach Meinungsverschiedenheit  

Koye Eneya ist 30 Jahre alt und hat vier Kinder. Ihre Schwangerschaften und Geburten waren komplikationsreich. Das möchte sie nicht nocheinmal durchmachen. Doch als sie ihrem Mann erklärt, dass sie in Zukunft verhüten möchte, kommt es zum Streit: Er besteht darauf, dass sie noch weitere Kinder bekommen, wird wütend und gewalttätig. Immer wieder schlägt er auf Koye Eneya ein und verletzt sie dabei am Auge. Erst als die Nachbar*innen und seine Eltern eingreifen, lässt er von seiner Frau ab. 

Kein Einzelfall 

Koye Eneya ist nicht die einzige Frau, die Gewalt in der Partnerschaft erleben musste: Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Phänomen. In Österreich wird einer Studie zufolge jede fünfte Frau von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt.  

Der Übergriff hat Folgen 

Der gewalttätige Übergriff ihres Mannes hat Folgen für Koye Eneya – und zwar nicht nur seelische: Ihr Auge schwillt an und schmerzt. Zwar geht die Schwellung und Irritation nach einigen Tagen wieder zurück, doch nach sechs Monaten bemerkt Koye Eneya, dass sie immer schlechter sehen kann. 

Ihrem Mann tut es inzwischen sehr leid und er entschuldigt sich immer wieder, doch Koye Eneya ist nicht bereit, ihm zu vergeben. Schließlich spricht sich herum, dass ein augenmedizinischer Hilfseinsatz des von Licht für die Welt unterstützten Spitals in Arba Minch in das nahegelegene Konso Karat Spital kommt. Koye Eneya fasst den Entschluss, ihr Auge untersuchen zu lassen.  

Augenmedizinische Hilfe ist nicht selbstverständlich 

Nicht allen Menschen haben Zugang zu augenmedizinischer Versorgung. Frauen werden seltener untersucht und behandelt als Männer. Dafür gibt es mehrere Gründe: 

  • Die Analphabetenrate bei Frauen ist weltweit höher als bei Männer: Frauen, die nicht lesen können, haben häufig keinen Zugang zu Informationen über Augengesundheit und wissen auch nicht, wie und wo Augenprobleme behandelt werden können. 
  • Frauen sind oft nicht die Entscheidungsträger, haben keinen Zugang zum Geld in der Familie oder sind nicht mobil. Um eine augenmedizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen, sind sie dann auf das Wohlwollen ihres Mannes angewiesen. Selbst wenn die Behandlung kostenlos ist, kostet die Anreise zum Krankenhaus meist Geld. 
  • Häufig haben Frauen mehr familiäre Verpflichtungen als Männer, sind zum Beispiel für die Kinderbetreuung zuständig. Das macht es schwieriger, für Untersuchungen oder Behandlungen ins Krankenhaus zu reisen. Lange Wartezeiten beim Arzt? Unmöglich – die Kinder brauchen sie… 

Augengesundheit darf nicht vom Geschlecht abhängen! Licht für die Welt setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer einen gleichberechtigten Zugang zu Augengesundheit haben. Im Jahr 2023 haben wir zum Beispiel mehr als …  

  • 529.000 Mädchen und Frauen wie Koye Eneya mit unseren Augengesundheits-Programmen erreicht.  
  • 3,3 Millionen Frauen und Mädchen mit Antibiotika gegen ansteckende Augeninfektionen behandelt.  
  • 23.600 Augenoperationen an Frauen und Mädchen durchgeführt. 

Koye Eneyas Auge muss operiert werden 

Im Krankenhaus erfährt Koye Eneya, dass sich durch die Verletzung am Auge Grauen Star entwickelt hat. Ihr wird erklärt, dass es keine Medikamente dagegen gibt, sondern dass eine Operation notwendig ist, um ihre Sehkraft wiederherzustellen. Zuerst hat sie Angst vor dem Eingriff, aber der Arzt versichert ihr, dass sie eine lokale Betäubung bekommen wird, die Operation schmerzlos sei und sie schon am nächsten Tag das Ergebnis sehen könne. So willigt sie ein und wird operiert. 

Die körperlichen Folgen heilen, die seelischen Wunden bleiben 

Die Operation verläuft gut.

“Am Tag nachdem meine Augenbinde entfernt wurde, war ich bereits so dankbar, dass ich die Operation bekommen habt. Meine Sicht ist perfekt”

Doch die seelischen Verletzungen aufgrund der ihr angetanen Gewalt bleiben. Ob sie ihrem Mann vergeben wird? Das wird die Zukunft zeigen. Oft können Frauen nicht so einfach aus einer gewalttätigen Beziehung ausbrechen, zum Beispiel weil sie finanziell von ihrem Mann abhängig sind. 

Koye Eneya mit Verband über dem operierten Auge